Digitaler Unterricht: Hier läuft’s gut
Mutter ist mit Umsetzung an der Ilztalschule Kalteneck zufrieden – „Offene Tür“ am Samstag, 23. Januar, findet online statt
Kalteneck. Corona hat alle fest im Griff. Nicht nur das öffentliche Leben steht so gut wie still, auch die Schulen sind geschlossen. Wie die Ilztalschule in Kalteneck mit dem Distanzunterricht umgeht, darüber berichtet Bettina Göttl, eine Mutter aus Neukirchen vorm Wald, deren Bub Gustav, 8 Jahre alt, die Schule besucht. Ihr Fazit: Es läuft prima, „und das ist mal was Positives neben all den Nachrichten über rückständige Digitalisierung und schlechte Lernmöglichkeiten für die Kinder in Coronazeiten“, findet sie.
Und so funktioniert der Schulalltag momentan: Montag, Punkt 9 Uhr, taucht ein Kind nach dem anderen der Kaltenecker Ilztalschule, der Grundschule für alle, im Videokonferenztool „BigBlueButton“ auf. Nach kurzem Technikcheck und den üblichen Neckereien der Schüler untereinander, begrüßt Schulleiterin Lisa Büttner die Kinder. Es werden die Tagesinfos besprochen und erklärt, was nun im Homeschooling nach den Weihnachtsferien neu ist. Den Kindern werden die digitale Lernkarte und die zugehörige „Wolke“ mit den passenden Inhalten und Arbeitsmaterialien gezeigt. Nach knapp 30 Minuten ist das Wichtigste besprochen, jedes Kind wechselt zu seinem Coach in einen eigenen digitalen Konferenzraum, um die individuellen Wochen- und Tagesziele zu besprechen.
Individuell sein, das bezweckt das Schulleiterteam, Lisa Büttner, Martin Strahberger und Irmgard Paulik, mit der digitalen Lernkarte. „Bei uns lernt jedes Kind in seinem eigenen Tempo und natürlich auch mit seinem individuell zusammengestellten Aufgabenpensum. Kein Kind hat den gleichen Wochenplan wie ein anderes“, erklärt Büttner. Also werde jedes Kind mit Aufgaben passend zu seinem Stand versorgt. Die aus dem analogen Unterricht bekannte Lernkarte – auf ihr sind die Inhalte des bayerischen Grundschullehrplans dargestellt – wurde ins Digitale „übersetzt“, ihre einzelnen Bereiche sind mit der Lehrmittel-Cloud verbunden. „Klickt ein Schüler zum Beispiel auf ,Rechnen bis 20‘, findet er in der Cloud Erklärvideos, Materialien zum Selberbasteln und passende Übungsaufgaben“, erklärt Strahberger.
Die Videos wurden von den Lehrern selbst aufgezeichnet, so dass die Kinder Neues von gewohnten Stimmen und Gesichtern vermittelt bekommen. „Das Befüllen der Cloud war unsere Beschäftigung in den Weihnachtsferien“, sagt Paulik. „Wir wollten uns auf keine bestehende Plattform verlassen, bei der wir vielleicht die Kinder zusätzlich zur aktuell schon schwierigen Situation dann auch noch in ein neues, unbekanntes (Lern-)System umgewöhnen müssten. Wir wollten stattdessen unabhängig sein und unser eigenes Homeschooling-Lernkonzept fit machen.“
„Der Aufwand hat sich gelohnt“, lobt Bettina Göttl die Bemühungen. Nach zehn Minuten Besprechung mit dem Coach werden die Ziele aufgeschrieben und mit den Eltern ausgetauscht. Die entsprechenden Aufgaben können nun ausgedruckt und erledigt werden. Die Ergebnisse werden abfotografiert und an die Coaches zurückgeschickt, diese sind bei Fragen jederzeit erreichbar.
Nach der individuellen Lernzeit gibt es gemeinsame Angebote wie Kunst, Musik, Religion, Rechtschreibkonferenzen oder Sport über Videochat, „damit das Gemeinsame, selbst wenn es momentan nur digital geht, nicht allzu kurz kommt“, sagt Büttner. Die Arbeitsergebnisse der Schüler, die sich zum Wissensaustausch eignen, werden in einer Galerie nach Rücksprache mit den jungen Autoren für die Mitschüler online gestellt: So finden sich im Lauf der Zeit immer mehr Geschichten, Vorträge oder Kunstwerke in den Ordnern der Schulcloud.
In der Sekundarstufe wird nahezu der gesamte Stundenplan durch Videokonferenzen abgedeckt. Das umfasst unter anderem Fächer wie Ernährung und Soziales. Auch die Quali-Vorbereitung kommt nicht zu kurz.
Bettina Göttl hat sich den digitalen Schulstart angeschaut und war begeistert, wie diszipliniert und reibungslos die Videokonferenz abläuft. „Die digitale Transformation ist hier meiner Meinung nach geglückt. Das Beste sind die kurzen Erklärvideos der Lehrer, mit denen Schüler sich komplexere neue Inhalte ansehen können. Natürlich ersetzt das Digitale einen Pädagogen niemals, man muss gerade bei jüngeren Kindern als Betreuer immer ein bisschen mit dabei sein. Aber hier ist alles so angelegt, dass man sich sehr gut zurechtfinden kann und mit ein bisschen Zusammenhelfen diese Zeit gut für die Kinder rumbringen kann.“