Altersgemischtes Lernen

/ Gelebte Gemeinschaft


Alle Kinder der Jahrgänge 1-4 lernen gemeinsam in einer Klasse. Wir haben diese
Jahrgangsmischung bewusst gewählt und zwar, weil …


wir uns von der Vorstellung verabschieden müssen, dass ein Kind in einer bestimmten Klasse einen bestimmten Lernstand erreichen muss und diesen nicht unterschreiten bzw. überschreiten darf.


… wir die gegenseitigen Hilfestellungen und Lerngelegenheiten durch diese Heterogenität noch erhöhen. Im Gegensatz zu lernzielgleichen, jahrgangskonformen Klassen kann ein Kind, das z. B. mit einer geistigen Behinderung lebt, in jüngeren Kindern (z. B. Schulanfänger beim Lesenlernen) leistungsadäquate Lernpartner finden und ohne Gesichtsverlust oder Alleinstellung mit anderen lernen.


… weil wir den „Sozialen Quirl“ jedes Schuljahr als essentiell für die soziale und emotionale Entwicklung des Kindes erachten. So nimmt jedes Kind im Sozialgefüge immer wieder eine neue Rolle ein. Dadurch gibt es keine festgefahrenen Hierarchien und Rollenzuschreibungen.


Eigenverantwortung der Kinder

/ Gelebte Gemeinschaft


versuchen wir durch folgende Anforderungen anzubahnen:

Die Lernumgebung

Durch die systematisierte, vorbereitete Lernumgebung wird der Lernweg sowohl in der Materialanordnung repräsentiert, als auch durch die ständigen Pädagogeninputs den Kindern aufgezeigt. Einen Überblick über die Lerninhalte der Grundschule gibt den Kindern die bereits erwähnte „Lernkarte“. Die Kinder arbeiten täglich in der Freiarbeit selbstständig und selbstverantwortlich. Sie wählen ihr Material aus, mit dem sie sich beschäftigen wollen, und wissen durch die Zuordnung des Materials zur Lernkarte auch, welches Lernziel sie damit verfolgen.

Durch die materialimmanente Kontrolle jedes Materials entfällt die Korrektur durch den Lehrer, so dass Kinder eine selbstverantwortliche Haltung zum Lernen entwickeln können.

Das Lernen erfolgt also in einem Wechsel zwischen Inputs der PädagogInnen eigenständiger Übung und Vertiefung und eigenständiger Überprüfung der eigenen Kenntnisse an objektiven Kriterien (Tests).

Reflektion und Feedback

Zudem reflektieren die Kinder täglich ihre Arbeit im sogenannten Tagesrückblick. In diesem Heft halten die Kinder fest, was sie gearbeitet haben, was sie Neues dazu gelernt haben und wie sie mit ihrer Arbeitsweise an diesem Tag zufrieden sind.

Eine Eigenreflexion der Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg findet zum jeweiligen Halbjahr statt. Die Kinder wählen aus jedem Fach besonders gelungene Arbeiten aus und präsentieren sie in einem Kind-Lehrer-Eltern-Gespräch. Dieses Portfolio wird am Schuljahresende durch einen persönlichen Brief der PädagogInnen an das Kind ergänzt, in dem sämtliche Arbeiten, die das Kind in diesem Schuljahr geleistet hat, wertungsfrei zusammengestellt werden. Einzig über das Verhalten in der Gruppe und das Arbeits- und Lernverhalten bekommen die Kinder von den LehrerInnen ein beratendes Feedback.


Übergeordnetes Ziel soll die Entwicklung des Kindes hin zu einem autark Lernenden sein, der unabhängig von Lob und Tadel sein Selbstkonzept und seine Lernfreude aufbaut.



Der Morgenkreis

Täglich findet um ca 9.00 Uhr der Morgenkreis statt. Kinder und auch PädagogInnen können ihre Beiträge einreichen, wie z. B. Referate, Geschichtenlesungen, Buchvorstellungen oder Problembesprechungen. Der Kreispräsident übernimmt die Moderation dieses Morgenkreises. Hier wird abgestimmt und die Konsequenzen sind für alle gültig. Zum Beispiel gab es Konflikte in der Pause an der Böschung (für die Kinder „Lager“). Es wurden im Kreis gemeinsame Regeln gefunden, von allen unterschrieben und diese sind bis jetzt gültig.

Die Referate der Kinder sind ein weiterer Beitrag für den Morgenkreis. Die Kinder wählen selber ihre Themen und stellen diese meist mit Plakaten vor. Auch selbstgedrehte Tierfilme werden vorgestellt und viele Haustiere werden zur Demonstration mitgebracht.

Die Kinder haben ein sehr gutes Gespür dafür, was jeder fähig ist zu leisten. Nach jedem Vortrag erfolgt die Bewertung des Referats anhand festgelegter Kriterien (Anschaulichkeit, Gliederung, Zuhörerorientierung, Informativität) durch die Kinder. Fachlich ergänzen wir PädagogInnen den Morgenkreis noch durch eine kinästhetische Übung, durch eine Kopfrechenphase und eine Sprachübung in Deutsch oder Englisch (z. B. Üben der Wortarten oder der Satzanalyse).

Auch haben wir Dienste für alle Zuständigkeitsbereiche wie Gießdienst, Postbote, Aufräumdienst, BibliothekarIn, Wetterdienst (der die Wetterprognose im Morgenkreis vorstellt), einen Nachrichtendienst (der die neueste Nachricht der Klasse im Morgenkreis präsentiert) und einen Schildkrötendienst.


Der Unterrichtsalltag

/ individuell und doch viel Gemeinsamkeit

Freiarbeit als Hauptunterrichtsform

Wir haben keinen gleichschrittigen Unterricht. Unser Unterricht ist in den Kernfächern Naturwissenschaften, Mathematik und Sprachen vollständig individualisiert und lernzieldifferent. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten an ihren eigenen Lernzielen und Inhalten, je nach ihren Fähigkeiten und Vorkenntnissen.

Während der Freiarbeit haben wir PädagogInnen Gelegenheit und Zeit, kleinen Gruppen oder auch Einzelnen gezielt Materialangebote zu machen.

Diese Angebote werden im pädagogischen Team besprochen und als Präsentationen an der Wandtafel angekündigt. Es finden aber auch immer wieder spontane Lernangebote statt, die sich aus dem aktuellen Lernverlauf Einzelner ergeben.

Gemeinsame Lernphasen

Folgende Fächer unterrichten wir bewusst in gemeinsamen Lernphasen: Musik, Sport, Kunst und Werken, Religion, Waldzeit in der Grundschule und Jugendschule in der Sekundarstufe. Zusätzlich planen wir fortlaufende, naturwissenschaftliche und geisteswissenschafltiche Projekte (z.B. Projektgruppen zum Sonnensystem oder zu den Menschenrechten).


Leistungskultur an der Ilztalschule

An der Ilztalschule gibt es keine Noten und keine Prüfungen. Individuelle Tests, z. B. die der Lernkarte, dienen rein der diagnostischen Funktion. Sie zeigen, ob der Lerninhalt schon sicher beherrscht wird, oder ob in Teilbereichen noch geübt werden muss. Die Tests können jederzeit wiederholt werden und werden keinem

Uns ist wichtig, dass Jeder intrinsisch motiviert lernen kann, ohne Angst vor Versagen und Leistungsdruck.

Individuelle Ziele

Auch im Bereich der Selbstorganisation versuchen wir zu differenzieren:

Kinder und Jugendliche wissen meist sehr genau, welches Angebot gerade zu ihrem Lernstand passt oder finden selbst mit Hilfe der Lernkarte heraus, wo sie weiterlernen wollen.

Wer mit der Selbstorganisation am Anfang Schwierigkeiten hat, erhält konkrete Arbeitspläne und Zielvereinbarungen. Auch diese Lernpläne werden gemeinsam erstellt, mit dem Ziel, dass diese Initiative immer mehr vom Lernenden ausgeht. Diese konkreten Ziele dienen als Arbeitsplan für die Freiarbeit. Gemeinsame Gespräche helfen beim Reflektieren und der Zielanpassung.

Jeder Lernende beginnt seinen Tag mit einer eigenen Tagesplanung und gleicht seinen Lernfortschrtt mit der vereinbarten Planung ab.Während der Freiarbeit haben wir PädagogInnen Gelegenheit und Zeit, kleinen Gruppen oder auch Einzelnen gezielt Materialangebote zu machen.

Vor- und Nachbereitung im Team

Das Pädagogenteam tauscht Beobachtungen hinsichtlich der Lernentwicklung der Kinder und Jugendlichen aus plant die individuellen Förderschwerpunkte. Aus dieser Reflexionsphase ergeben sich die Lernangebote für die kommende Woche.

Coaching

Durch die Arbeit in Kleingruppen oder mit Einzelnen können unmittelbare Beobachtungen gemacht werden. Hierbei wird der individuelle Lernstand exakt sichtbar. Zum Beispiel zeigt die Arbeit mit den goldenen Perlen, wie das Kind im Dezimalsystem operiert. Zusätzlich werden viele Basiskompetenzen sichtbar (wie Organisation des Arbeitsplatzes, Konzentrationsfähigkeit, Arbeitshaltung usw.). Diese Beobachtungen werden im Lernplaner festgehalten und fließen in Form von Lerntipps in das Coachinggespräch mit ein.

Jeder Pädagoge begleitet eine feste Anzahl Lernender als Coach. Ein Coachinggespräch findet einmal pro Woche zwischen dem Coach und dem Lernenden statt. Dabei wird der Lernprozess gemeinsam reflektiert und künftige Lernziele gesteckt.



Leistung zeigen

Checker

Zu jedem Lernziel auf der Lernkarte steht ein „Checker“ (vergleichbar mit Lernzielkontrollen) bereit, dem sich die Lernenden stellen können, wenn sie einen Inhalt erfolgreich abschließen wollen.

Hat zum Beispiel ein Jugendlicher für sich das Lernziel „Prozentrechnen“ erarbeitet, schreibt er einen Checker dazu. Nach Bestehen des Tests, kann er sich ein neues Lernziel auf der Lernkarte aussuchen. Sollten Fehler enthalten sein, werden diese gemeinsam mit dem Coach ausgewertet und neue Übungsformen gemeinsam gesucht. Nach dieser Vertiefungsphase kann der Checker erneut versucht werden.

So können die Kinder und Jugendlichen auch ein Gespür für ihr eigenes Lernverhalten entwickeln:

Kann ich den Inhalt wirklich, habe ich mich nur oberflöchlich damit beschäftigt oder bräuchte ich noch mehr Übungen? Die „Checker“ geben ihnen ein objektives Feedback.

Kommunikative Leistungsnachweise

Kommunikative Formen des Leistungsnachweises, die den Checker ersetzen können, sind Vorträge, Plakate oder Berichte, die für die Mitschüler erstellt werden.

Standardisierte Test/ Vergleichsarbeiten
(VERA, HSP, HRT, TPK)

Standardisierte Tests bieten den Vorteil unsere Schülergruppe mit Bezugsgruppen vergleichen zu können und so Rückschlüsse auf die Qualität unseres schulischen Angebots ziehen zu können. Je nach Test stehen verschiedene Kompetenzen auf den Prüfstand (z.B. fächerbezogene Inhalte, Rechtschreibung, Kopfrechnen oder Konzentration). Auch unsere Beobachtungen können durch diese Tests gestützt werden.

Jahrgangsstufentests

Jährlich überprüfen wir den inhaltlichen Fortschritt jedes Einzelnen in den Kernfächern mit Jahrgangsstufentests und können die Ergebnisse mit den Tests aus den Vorjahren vergleichen.